Pädagogische Überlegungen - UWBarntrup

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Pädagogische Überlegungen

Aktuelles > Diskussion um den Schulstandort Alverdissen

Seit Jahren wird versucht, mit allen möglichen Mitteln den Standort zu halten. So hegt die Stadt z.B. durch die Ansiedlung von Flüchtlingsfamilien in Alverdissen die Hoffnung, dass diese auch ihre Kinder dort in der Schule anmelden. Dies ist aber kein Standbein, auf das man bauen kann.

Eine Gruppengröße von 29 Kindern mit nur einer Lehrkraft ist auch bei viel Wohlwollen gegenüber JÜL keine günstige Voraussetzung für gutes, individuelles Lehren und Lernen. Eine individuelle Betreuung der Kinder, also eine Förderung sowohl der schwachen als auch der starken Kinder, wie es grundsätzlich und besonders auch im JÜL gefordert wird, ist bei der derzeitigen Gruppengröße von 29 Kindern nur schwer umzusetzen und bei realistischer Betrachtung nicht möglich! Ein Lehrer kann 29 Kinder in unterschiedlichen Altersgruppen und Jahrgängen unmöglich gleichzeitig individuell betreuen und allen Kindern gerecht werden! Auch das konzeptionelle Vorgehen, Kinder als Lernhelfer einzusetzen, kann für diese zur Belastung werden, wenn sie nicht zu den Inhalten kommen, die sie gern behandeln würden. Zudem profitieren Kinder in Jahrgang 2 und 4 nicht unbedingt von dem Wissen der Kinder aus höheren Klassenstufen, denn sie sind in ihrer Gruppe schon die "Großen". Hier hat das Konzept seine Grenzen.

Zu wenige Lehrer und andere Mitarbeiter am Standort bedeuten eine hohe Belastung der Lehrkräfte in jeder Hinsicht. Sie müssen neben dem herausfordernden Unterricht in zwei parallel laufenden Jahrgängen gleichzeitig alle anderen außerunterrichtlichen Aufgaben übernehmen einschließlich aller Aufsichten, Telefondienste und Notfallversorgung bei kleineren und größeren Unfällen. Dies ist eine arbeitsrechtlich äußerst fragwürdige Situation hinsichtlich der Bedingungen zu Pausenregelung und Aufsichtsplicht, da zu wenige Lehrkräfte den gesamten Schulvormittag für die Kinder zuständig sind.

Sachgerechte Aufsicht aller Kinder ist daher äußerst schwierig und u.U. nicht immer gewährleistet, wenn bspw. eine Lehrkraft die Klasse verlassen muss, weil eine Notfallversorgung eines Kindes notwendig ist. Dann sind die anderen Kinder im Zweifelsfall nicht richtig beaufsichtigt, weil eine Lehrkraft für alle zuständig ist. Unterrichtsgänge sind erschwert, da eine Aufsicht je nach Gruppengröße zu wenig ist.

Auch wenn es bisher noch zu keinen kritischen Situationen gekommen ist, ist die Frage nach der Zumutbarkeit zu stellen und darf nicht außer Acht gelassen werden, weil es hier um die Fürsorgepflicht einem Arbeitnehmer gegenüber geht!

Ebenso die Argumentation, mehr Sekretariatsstunden aus Barntrup abzuziehen, damit in Alverdissen pädagogische Aufgaben übernommen werden können, können wir nicht mittragen! Denn diese wertvollen Stunden werden dringend bei der Schulleitung am Hauptstandort benötigt. Dies beträfe genauso die Ausweitung der Stunden für den pädagogischen Einsatz eines Sozialarbeiters oder Sozialpädagogen in Kl. 1 und 2. Hier käme es zu einer weiteren Bevorzugung eines kleinen Standortes zu Lasten des viel größeren Bedarfs am Hauptstandort. Schon dort sind diese Stunden knapp.

Hoher organisatorischer Aufwand ist bei Ausfall einer Lehrkraft nötig, es muss jemand aus Barntrup kommen oder Unterricht fällt aus.

Kinder haben sehr viel Unterricht bei nur einer Lehrkraft, dies kann positiv, aber auch negativ sein.

U.U. gehen Geschwisterkinder in eine Lerngruppe, dies ist u. E. pädagogisch ungünstig.

Fachlehrer für Englisch, Religion und Sport müssen u.U. auch aus Barntrup kommen, da diese Fächer nicht von jedem unterrichtet werden dürfen. Die Fahrzeit ist für die Lehrkräfte in der Regel keine Arbeitszeit.

Es kam der Vorschlag, Kinder dem Standort Alverdissen zuzuweisen. Dies ist rechtlich nicht möglich und auch nicht zielführend. In NRW gibt es innerhalb einer Gemeinde freie Standortwahl. Genauso wenig, wie jetzt Sonneborner oder Alverdisser Eltern ihre Kinder in Barntrup anmelden wollen, trifft dies für Barntruper, Sommerseller oder Selbecker zu. Auch diese Eltern möchten frei wählen können.

Eine Erhöhung der Anzahl der Gruppen in Alverdissen erhöht nicht automatisch die bewilligten Lehrerstellen insgesamt bzw. die Anzahl der Köpfe der Lehrer, denn die richten sich nach der Gesamtschülerzahl in der ganzen Gemeinde. Das bedeutet konkret, dass die Lehrer an sich reichen würden, aber aufgrund zu vieler nötiger Gruppen an beiden Standorten in der Realität zu wenige Lehrer auf zu viele Gruppen aufzuteilen sind. Es muss im Falle einer Gruppenteilung eine Lehrkraft aus dem ohnehin unterbesetzten Barntrup abgezogen werden und die Situation in Barntrup verschärft sich.

Zur Stellenbesetzung: Stellen in Nordlippe sind grundsätzlich schwerer zu besetzen als anderswo in Lippe. Es ist nicht leicht, Lehrer in den lippischen Nordosten zu bekommen. Wir liegen im Grenzbereich zu Niedersachen und für viele junge Lehrkräfte außerhalb ihrer Wunschorte. Da sie sich die Stellen in der Regel aussuchen können, fällt die Wahl oft auf attraktivere Orte wie Lemgo oder Detmold. Insgesamt ist die Lehrerversorgung aber an vielen Grundschulen schwierig, da es zu wenige Grundschullehrer gibt und der Kreis Lippe vom Land oft nur wenige Stellen zugewiesen bekommt, da es hier gemessen am Landesdurchschnitt in NRW noch geht. Doch Pensionierungen, von denen es derzeit sehr viele gibt, oder Langzeitausfälle wegen Erkrankungen oder Elternzeit werden oft nicht adäquat durch neue Lehrkräfte kompensiert.

Das gesamte Kollegium besteht derzeit aus 18 Leuten. 17 sind Lehrkräfte, 2 davon in Schulleitung, eine Sonderpädagogin und eine Lehrkraft auf einer Vorgriffstelle, d.h. sie unterrichtet ihre halbe Stundenzahl am Gymnasium. Hinzu kommt eine Sozialpädagogin, die nicht unterrichtet, sondern die Kinder in Jahrgang 1 und 2 an beiden Standorten pädagogisch unterstützt.

In Barntrup sind 11 Klassen und in Alverdissen 2, somit werden 13 Klassenlehrkräfte zur Klassenleitung benötigt. Nicht alle Lehrkräfte haben dabei immer genügend Stunden oder sind an allen Tagen da, um eine Klasse vernünftig zu leiten. Die vorhandenen Lehrkräfte müssen auf zu viele Klassen aufgeteilt werden! In Barntrup ist es bereits so, dass in Jahrgang 3 eine Klasse im Team von 2 Lehrkräften betreut wird. Diese leiten noch eine andere Klasse, haben also eine doppelte Belastung mit allen Aufgaben, die dazu gehören, z. B. doppelt Elternabende, doppelt Elternsprechtage, doppelt Klassenfeste oder doppelt Klassenfahrten.

Faktisch bedeutet die derzeitige Versorgung der Schule mit Lehrerstunden, dass es prinzipiell für die Schülerzahl ausreichend Lehrkräfte zur Grundversorgung gibt, auch wenn die Schule stundenmäßig unterbesetzt ist. Die Stundentafel, also die vorgeschriebene Anzahl der Stunden in einem Fach, muss aber an beiden Standorten gekürzt werden, d.h. es können nicht alle vorgesehenen Stunden gegeben werden! Dies geschieht erstmal in den Nebenfächern wie Religion, Musik und Kunst, also das, was Kinder auch brauchen und was Schule schön macht. Aber auch Förderunterricht kann nicht im gewünschten Maße erteilt werden.

Es fällt also permanent Unterricht aus, auch wenn man es nicht merkt! An beiden Standorten sind die Schüler unterversorgt. Und das wird sich in den nächsten Jahren bei zwei Standorten womöglich nicht ändern. Würde es nur einen Standort geben, reichten die Stunden, um allen Anforderungen einigermaßen gerecht zu werden! Es träte also eine Verbesserung für alle ein!

Zu bedenken ist, dass sich an der jetzigen Lehrer-Versorgung, ungeachtet der Stellensituation, auch mit mehr Kindern nicht grundsätzlich etwas ändern würde, denn es muss die Gesamtschülerzahl und vor allem das Lehrer-Schüler-Verhältnis gesehen werden. Die Verteilungsproblematik bleibt.

Dieser Umstand ist für uns ein sehr gewichtiges Argument, denn davon sind alle Barntruper Grundschulkinder betroffen! Es bedeutet einen gravierenden Standortnachteil für ganz Barntrup! Dies kann das JÜL-Konzept bei allen möglichen Vorteilen für uns nicht aufwiegen, denn das Konzept hilft am Ende nicht dem Gros der Kinder und auch ihnen selber nicht!
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