JÜL - Jahrgangsübergreifendes Lernen
Aktuelles > Diskussion um den Schulstandort Alverdissen
Aus der Not heraus wurde nach der Zusammenlegung mit Barntrup als Hauptstandort 2015 das JÜL-Konzept zur Erhaltung des Standortes eingeführt. JÜL bedeutet "Jahrgangsübergreifendes Lernen". Dieses Konzept kann lt. Verordnung für die Klassenbildung an Grundschulen u.a. dann Anwendung finden, wenn Schulen nicht mehr genügend Schüler zur Errichtung einer Klasse in einem Jahrgang haben.
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, zu sehr in die Tiefen der unterschiedlichen pädagogischen Konzepte in der Grundschule zu gehen. Nur kurz zur Erläuterung: Es gibt an allen Grundschulen, auch im JÜL, eine sogenannte Schuleingangsphase (SEP), die die Jahrgänge 1 und 2 als pädagogische Einheit sieht, und das unabhängig von der Organisation in jahrgangsgetrennt oder jahrgangsübergreifend. Konzeptunabhängig hat jedes Kind in NRW in der Regel das Recht auf den Verbleib von mindestens einem bis höchstens drei Jahren in diesen beiden Jahrgängen. Das ist also keine Besonderheit von JÜL. Durch die Einführung der SEP in NRW ist der Schulkindergarten abgeschafft worden. Dieses Modell gibt es auch in anderen Bundesländern und ist nicht zu verwechseln mit JÜL. JÜL geht weiter. Die Jahrgänge werden auch organisatorisch, d. h. in einer Gruppe, zusammengelegt. In Barntrup werden die Kinder jahrgangsgetrennt und in Alverdissen jahrgangsübergreifend unterrichtet.
In Alverdissen sind die Jahrgänge 1 und 2 sowie 3 und 4 jeweils in einer Lerngruppe zusammengefasst. Derzeit gibt es also nur zwei Lerngruppen mit jeweils einer Lehrkraft. Die Lerngruppe 1/2 hat aktuell 25 Kinder (davon 10 in Jahrgang 1 und 15 in Jahrgang 2) und in 3/4 sind 29 Kinder (davon 8 in Jahrgang 3 und 21 in Jahrgang 4).
Das JÜL-Konzept hat Vor- und Nachteile wie jedes pädagogische Konzept und wird kontrovers diskutiert. So unterstreicht es die Förderung der Kinder hin zum selbständigen Lernen, die individuelle Aufgabenstellung dem Leistungsstand der Kinder entsprechend und das Lernhelfersystem, bei dem ältere Kinder jüngeren helfen.
Konzeptbedingt existiert dauerhaft keine konsistente Klasse, sondern eine jährlich wechselnde Gruppenzusammensetzung: Jedes Kind ist in der Regel zwei Jahre in einer Gruppe. Jede Lerngruppe setzt sich jährlich neu zusammen, denn nach jedem Schuljahr kommen neue jüngere Kinder hinzu und der Teil älterer Kinder verlässt die Lerngruppe. Ein Kind startet also in 1/2 und wechselt nach 2 Jahren in die Gruppe 3/4, bis es dann die Schule verlässt.
Überschreitet die Gruppengröße die Zahl 29, steht eine Teilung an. Diese Zusammenlegung und Teilung wird voraussichtlich in den kommenden Jahren immer in einer der Gruppen stattfinden, je nachdem, ob durch die jährlich neu zusammengesetzten Gruppen wegen der ständigen Zu- und Abgänge zum Schuljahreswechsel die Zahl 29 überschritten wird oder nicht. Eine Teilung oder Zusammenlegung aufgrund von Schülerfluktuation während des laufenden Schuljahres gibt es in der Regel nicht, so dass die Zahl 29 auch überschritten werden darf.
Es kann passieren, dass ein Kind dadurch jedes Jahr einen anderen Klassenlehrer bekommt. Solche Wechsel führen an Grundschulen normalerweise zu Klagen der Eltern, weil sie sich für ihr Kind Kontinuität wünschen. Die Möglichkeit, dass ein Lehrer mit den Kindern von 1 nach 4 hoch geht, wie es an anderen JÜL-Schulen geregelt sein kann, gibt es aufgrund der Lehrerausstattung in Barntrup nicht. Denn dazu wären ständig 2 Lehrkräfte pro Gruppe nötig.
Das JÜL-Konzept ist insgesamt also nicht unumstritten. Es hat Vor- und Nachteile. Das Gelingen ist von vielen Faktoren abhängig, vor allem von der Gruppengröße, der Lehrerpersönlichkeit und der personellen Ausstattung. Spezielle Unterrichtsmaterialien für JÜL gibt es nicht, sondern es obliegt sowohl in Alverdissen als auch in Barntrup dem Unterrichtskonzept der Schule und der pädagogischen Freiheit einer jeden Lehrkraft, welche Lehrmethoden und Materialien für eine Klasse gewählt werden.
Individuell differenzierter, auf den Leistungsstand eines Kindes angepasster Unterricht ist auch in Barntrup üblich und Bestandteil eines inklusiv geführten Unterrichts, also nichts, was besonders das JÜL auszeichnet!